Auf der Suche nach den Ursprüngen des "Ausstellens" entsteht eine Auseinandersetzung mit der materiellen Inszenierung weltlicher Rituale als frühe Medien der Wissensvermittlung, die sich besonders durch performative und körperliche Erfahrbarkeit kennzeichnen.
Es entsteht eine Sammlung an Inspirationen und Untersuchungen. Dabei liegt der Schwerpunkt auf der Inszenierung und Bedeutung von Ritualorten und Ritualobjekten – wie gehen Menschen mit ihnen um und was lösen sie in ihnen aus? Welche Handlungen rufen sie hervor? Welche Form der Raumaneignung findet statt, welche Atmosphären entstehen? In welcher Beziehung stehen Mensch, Objekt und Raum im Ritual? Das Ritualobjekt als ein Vermittler zwischen Mensch und etwas „Höherem“. Der direkte physische Kontakt, die Berührung mit ihnen, spielt dabei immer wieder eine große Rolle.
Weltweit fällt die Wahl eines solchen Mediums besonders häufig auf Textilien. Durch verschiedene Anwendungen im Raum – als Markierung, Verbindung von Körpern und/oder Gegenständen, sowie auch nur als Schmuckobjekt, entwickeln sie eine ganz eigene inszenatorische Sprache.
Inspiriert von der theoretischen Untersuchung entstehen neu zitierte Ritualobjekte, die uns helfen den zunehmend undurchsichtigen Alltag greifbarer zu gestalten.
Auf den ersten Blick irritierend und aufmerksamkeitserregend stellen die Ritualobjekte kurze Unterbrechungen in unserem gewohnten Tagesablauf dar. Sie regen zur sinnlichen Interaktion an, lassen uns in Kommunikation mit unserer Umwelt und uns selbst treten und ermöglichen uns eigene Rituale zu entwerfen. In ihrer Benutzung entstehen performative Handlungsmuster, sich wiederholende Bewegungen und Berührungen – Gesten, die entweder intuitiv oder absichtlich geschehen. Mal können wir sie beeinflussen, mal nicht. Mal werden Handlungen nur flüchtig vollzogen, mal zeitintensiv.
Durch unsere Interaktion und Formung transportieren die Objekte einereits unsere Gefühle, Wahrnehmungen und Ausrichtungen in den Raum, andererseits wirken sie auf uns zurück und beeinflussen unser Handeln – ein gegenseitiges Wechselspiel, bei welchem der Körper auf das Objekt und das Objekt wiederum auf den Körper reagiert.
Dieser kommunikative Kontext bewegt sich zwischen Sichtbarmachung, Struktur, Verwirrung, Erinnerung, Raumaneignung, Konzentration und Unerwartetem.
Im Mittelpunkt steht die Materialität. Die Objekte wollen angefasst werden. Textile Schmuckobjekte werden neu kontextualisiert und dienen als Medien für sinnliche Kommunikation.
2017
Die textilen Schmuckobjekte entstanden in Zusammenarbeit mit der Manufaktur Posamente Borrmann aus Düsseldorf.
Foto: Magdalena Stengel